Johannisbrotkernmehl- natürlich und trotzdem giftig

In einer Zeit, in der immer mehr Menschen nach natürlichen und gesunden Alternativen zu industriellen Lebensmittelzusätzen suchen, hat Johannisbrotkernmehl an Beliebtheit gewonnen. Aber was genau ist dieses mysteriöse Pulver, und warum wird es in so vielen Lebensmitteln und Produkten verwendet?

Was ist Johannisbrotkernmehl?

Johannisbrotkernmehl, auch bekannt als Carob Gum oder E410, wird aus den Samen des Johannisbrotbaums hergestellt, der im Mittelmeerraum heimisch ist. Die Samen werden getrocknet, gemahlen und zu einem feinen weißen bis beige-farbenen Pulver verarbeitet.

Eigenschaften und Vorteile

  1. Bindemittel: Das Pulver besitzt hervorragende Gelier- und Verdickungseigenschaften. Es kann Flüssigkeiten binden und ihnen eine gelartige Konsistenz verleihen.
  2. Glutenfrei: Für alle, die auf Gluten verzichten müssen oder wollen, ist Johannisbrotkernmehl eine hervorragende Alternative zu herkömmlichen Verdickungsmitteln.
  3. Vegan: Als rein pflanzliches Produkt ist es ideal für vegane Gerichte und Produkte.
  4. Kalorienarm: Trotz seiner Bindungskraft bringt es kaum zusätzliche Kalorien mit sich.

Anwendungen in der Küche

  • Eiscreme: Um eine geschmeidige Konsistenz zu erreichen und die Bildung von Eiskristallen zu verhindern.
  • Backwaren: Hier kann es als Feuchtigkeitsspeicher dienen und die Textur verbessern.
  • Dressings, Saucen, Suppen: Zur Verbesserung der Konsistenz und als Stabilisator.
  • Vegane Gerichte: Als Ersatz für tierische Gelatine, zum Beispiel in Desserts oder veganen Gelees.

Warum ist Johannisbrotkernmehl gefährlich?

Johannisbrotkernmehl hat in den letzten Jahren aufgrund seiner natürlichen und vielfältigen Anwendungen in der Lebensmittelindustrie an Popularität gewonnen. Aber ein jüngst aufgedeckter Skandal hat diese Beliebtheit in ein anderes Licht gerückt. Deutschland hat kürzlich eine beeindruckende Menge von etwa 360 Tonnen Johannisbrotkernmehl aus der Türkei importiert. Um das in Perspektive zu setzen: Diese Menge würde für die heimische Lebensmittelproduktion mehrere Jahre ausreichen. Leider wurde festgestellt, dass ein Großteil des importierten Johannisbrotkernmehls mit Ethylenoxid verunreinigt war. Ethylenoxid ist eine chemische Verbindung, die häufig zur Sterilisation von medizinischen Geräten und in der Herstellung von einigen industriellen Chemikalien verwendet wird. Der Stoff ist in der EU jedoch als Biozid verboten und darf nicht in Produkten vorkommen, die in Kontakt mit Lebensmitteln kommen. Ethylenoxid ist nicht nur hochentzündlich, sondern auch gesundheitsschädlich. Es gilt als krebserregend, mutagen und reproduktionstoxisch. Eine längere oder wiederholte Exposition kann zu schweren gesundheitlichen Schäden führen, einschließlich DNA-Schäden und erhöhtem Krebsrisiko. Während Frankreich schnell auf die Entdeckung reagierte und sämtliche Produkte mit Johannisbrotkernmehl vom Markt nahm, scheint Deutschland in dieser Angelegenheit überraschend zurückhaltend zu sein. Trotz der ernsten Gesundheitsrisiken, die mit dem Verzehr von mit Ethylenoxid verunreinigten Produkten verbunden sind, wurde die deutsche Öffentlichkeit bisher nicht ausreichend gewarnt. Die Reaktionen der Länder auf den Skandal könnten unterschiedlicher nicht sein. Während in Deutschland bisher lediglich 55 Produkte zurückgerufen wurden, waren es in Frankreich hunderte. Ein bemerkenswerter Unterschied, der Fragen aufwirft: Wieso diese Diskrepanz? Nimmt Deutschland das Problem nicht ernst genug, oder gibt es andere Gründe für das zögerliche Handeln? Die EU-Richtlinie zum Thema Ethylenoxid ist jedoch klar definiert: Selbst das kleinste Molekül dieser Substanz kann potenziell krebserregend sein. Das bedeutet, dass selbst geringste Mengen in Lebensmitteln als bedenklich eingestuft werden sollten. Angesichts dieser strikten Vorgabe wirkt das zurückhaltende Vorgehen in Deutschland umso verwunderlicher.

Angesichts des Skandals um mit Ethylenoxid belastetes Johannisbrotkernmehl stellt sich die Frage, wie soll man als Verbraucher reagieren? Die einfachste und wirksame Möglichkeit ist der vollständige Verzicht auf Produkte mit Johannisbrotkernmehl.
Viele Gerichte mit Johannisbrotkernmehl als Zutat lassen sich ganz einfach zu Hause zubereiten. Beispielsweise können Soßen ohne Johannisbrotkernmehl angedickt werden, indem alternative natürliche Verdickungsmittel wie Maisstärke oder Reismehl verwendet werden.
Eis kann mit etwas Kreativität und den richtigen Zutaten auch zu Hause hergestellt werden. Und beim Besuch in der Eisdiele solltest du nicht zögern nachzufragen, ob Johannisbrotkernmehl als Bindemittel verwendet wird. Als Verbraucher hast du das Recht zu wissen, was du konsumierst.

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